Ich mag meine LinkedIn-Community so sehr, dass ich ihre Postings mittlerweile in Schubladen sortieren kann.
Heute öffne ich sie für dich. Findest du dich in einer dieser LinkedIn-Schubladen wieder? Oder nervt dich so eine Schubladisierung von Content?
Der emotionale Gedankenschwall
Deine Beiträge erscheinen regelmäßig und du hältst dich an die Strategie.
Doch deine Texte fließen aus einem Impuls heraus. Und wenn sie fließen, dann mit vielen imaginären Ausrufezeichen, weil du den Fuß vom Gaspedal nicht mehr herunterbekommst.
Rechtschreibung interessiert dich erstmal nicht die Bohne. Der Beitrag lässt sich auch noch nachträglich bearbeiten.
Mein Ego ist kurz
Ultrakurz ist dein oberstes Ziel. Jeder neue Post konkurriert mit dem letzten.
Wenn du mehr als zwei Absätze schreibst, hast du schlechtes Gewissen. Botschaften auf den Punkt zu formulieren ist deine Spezialität. Du kannst einen Satz zehnmal umformulieren und veröffentlichst den Gleichen zehnmal als neuen Post.
Megaeffizient! Dafür wirst du gefeiert.
Der Emoji-Postmeister
Du bist der exzentrischste Content-Ersteller von ganz LinkedIn.
Deine Leser sollen fühlen, was du bei jedem der geschriebenen Worte selbst fühlst. Du bist überzeugt, dass ein Text erst durch Emojis, Symbole, Fettungen und kursive geschriebene Passagen eine Struktur haben kann.
Deine Ausrufezeichen sind rot, dein Lach-Emoji wälzt sich auf dem Boden und jeder Bulletpoint beginnt mit einem anderen Symbol. Wofür sind denn sie sonst da?
Der weise Provokateur
Diesen Spießern zeigst du, wie du ohne Anzug und Krawatte im Business abräumst!
Nur Langweiler schwimmen mit dem Strom. Mainstream ist ehrenlos. Nur du weißt, wie der Hase läuft, die anderen müssen dafür noch zehnmal reinkarnieren. Einer von vielen sein kann jeder, nur du nicht. Dein Umsatz gibt dir recht und schmückt regelmäßig deine Beiträge.
Der intellektuelle Romanist
Du nutzt alle verfügbaren Zeichen aus und kürzt länger als du schreibst. Du inspirierst andere und philosophierst gern über das Sein oder Nichtsein. Emojis verwässern nur deine tiefgründigen Gedankengänge.
Du formulierst mühelos aus einem einzigen Satz einen ganzen Beitrag, schließlich wurde dafür das Komma im Deutschen erfunden. Mit welchem Verb der Beitrag endet, ist nebensächlich, es kann jedes beliebige werden, weil der Leser den Anfang sowieso schon vergessen hat.
Der mit dem Lächeln postet
Du fängst mit einem typisch mehrwertigen Gedanken an, schließlich geht’s um deine Zielgruppe. Sobald dir der erste Post in deinem Feed unter die Augen kommt, verzieht sich das Gesicht ein wenig und dein Augenlid beginnt langsam zu zucken.
Wo ist der Pfeffer? Du brauchst dringend mehr Würze für deinen Post. Ach komm, du nimmst gleich die ganze Packung, den Richtigen wird’s schon schmecken.
Albern? Macht nichts. Morgen gibt‘s eine extra große Ladung Ernst als Ausgleich.
Hältst du es noch aus? Dann lasse ich weitere Content Creator aus ihren Schubladen sprechen.
Der allwissende Analytiker
„Oh, mein kleiner LinkedIn-Nutzer, der du glaubst, etwas zu wissen. Lass mich dich aufklären.
Wusstest du, dass der durchschnittliche Nutzer nur 0,02 Sekunden braucht, um zu entscheiden, ob dein Post es wert ist, gelesen zu werden?
Natürlich nicht. Aber keine Sorge, ich werde dir alles erklären, als ob du ein dreijähriges Kind wärst. Lass dir eins gesagt sein, ohne meine Analysen bist du hoffnungslos verloren, denn nur ich habe LinkedIn durchgespielt.“
Der emotionale Empath
„Mein liebster Seelenverwandter!
Heute möchte ich meine tiefsten und emotionalsten Gedanken mit dir teilen. Ich weiß, dass du mein Freund bist und jeden einzelnen Schmerz, jede Freude und jedes komische Zwischending mit mir teilen möchtest.
Ach, wie schön es ist, gemeinsam zu fühlen! Erzähle mir von deinen tiefsten Sorgen. Ich lebe von meinem und deinem Drama!“
Der schleierhafte Shadower
„Hey, du Fremder! Hier gibt es einen Einblick in mein geheimnisvolles Leben – natürlich ohne dir wirklich etwas zu verraten.
Hier ist ein verschwommenes Bild meines Hundes. Sagt dir das nicht alles, was du wissen musst? Meine Kommentarfetzen und nicht abgeschlossenen Gedanken lassen dich in einem Zustand ewiger Neugierde und Verblüffung zurück.
Wer ich wirklich bin? Ist doch klar. Aber du tappst trotzdem im Dunkeln und sehnst dich nach mehr.“
Der scharfsinnige Troll
„Jeden Tag rocke ich LinkedIn mit meinem überwältigenden Charisma und meinem scharfsinnigen Humor.
Schau dir nur diese lächerlichen Posts an! Ich werde sie mit meinem Sarkasmus und meinen bissigen Kommentaren auseinandernehmen. Aber keine Sorge, es ist alles nur Spaß! Auch wenn es sich für dich nicht danach anfühlt.
Du bist nur viel zu steif. Ziehe doch mal den Stock raus.“
Der cholerische Hashtag-Raudi
„Leute, hört zu! Ich habe gerade DEN #Geheimtipp gefunden, der euer #Leben für immer verändern wird!
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Der unsterbliche Narzisst
„Ich grüße dich, du Sterblicher!
Hier, auf meinem LinkedIn-Thron, kannst du mich in all meiner Herrlichkeit bewundern. Jeder winzige Moment meines perfekten Lebens ist einen Applaus wert. Wer würde nicht alles dafür geben, ein kleines Stück meiner blendenden Perfektion zu erhaschen?
Es reicht vollkommen, wenn du bei mir likst und kommentierst und ich habe es nicht nötig, dir zu antworten. Mein Ego erlaubt es mir, diese regelmäßigen Streicheleinheiten von dir anzunehmen.“
Niemand möchte in eine Schublade gesteckt werden, aber wir nehmen dort ganz automatisch unseren Platz ein. Lass uns die Welt differenziert erfassen.
Meine Schubladen bleiben jedenfalls stets offen.
Welcher Content Creator bist du?
